Freitag, 26. November 2021

Sogar im November

und zwischen den Dingen

von Kühlschrank zu Haustür

über diese Fußmatte, von außen

hereinspaziert, die alte Leier

der Split unter den Sohlen

diesen Ritzen, wie es so knirscht

und dieses Kratzen in den Boden

die Ohren auf, weil Tag so lang

die Nacht in kurz

was man so hören kann

so viel deutlicher, und so viel dazu

immer wieder so, es ist so spät

und wie kommt man dann nach Hause

auch tagsüber schon

so manche Kinder, wenn sie schlurfen

nicht stolpern und sich umsehen, aber

es wirkt wie Nebel

wollen sie denn nach Hause gehen

warum schlurfen sie dann so

aber sie stolpern eben nicht

sie fallen nicht hin, sie fallen mal hin

wenn sie so schnell auf Rädern sind

und um so kleiner balancieren

auf Mauern und an Rändern

auch auf dem Bordstein, so außen

diese Wegmarken, wo gucken sie bloß hin

sie können das wohl so einfach, oder 

sind sie es gewöhnt oder ist es gewohnt

angewöhnt, und wie anstrengend ist denn das

wäre es so, und warum sagen sie nichts

manchmal summen sie, sie träumen wohl

sie sagen einfach nichts und sie sind so lahm

was soll das, warum schreien sie nicht

treten wogegen, treten bis etwas kaputt geht

oder freuen sich und lachen, oder gickern

und diese Dosen, auch dieses Scheppern, schnarren

die liegen nicht mehr einfach so rum, auf dem Weg

wer könnte, wollte sie heute noch zusammenstauchen

und bis es soweit ist, wie oft hintereinander runtergetreten

und wieder weiter voraus, immer wieder

und schrappt sie gerade weiter oder schief

oder bis in die Rinne, und lässt man sie liegen

was soll denn daran lustig sein, so ganz ohne 'was lostreten

aber sie sehen ja auch auch gar nicht lustig aus

und der Tornister hängt auch oft so schief, aber

zum Glück scheint er nicht mehr so schwer zu sein

also zieht nicht mehr nach hinten runter

weißt du noch, wie die Riemen waren

wie deine Schultern oft wehgetan haben

und wie man da rein kam und wie denn wieder raus

immer biegen und aufpassen, vor dem Gewicht sowieso

und verdammt noch mal

wie lange brauchen sie denn für die paar Meter

also wir hätten Sänge gekriegt, oder

wir waren wohl nicht egal

oder Egal ist jetzt ganz anders, wie lange wohl schon

und eigentlich will ich gar nicht hinsehen

und was ist das eigentlich für ein Ding

das soll man nicht sagen, weil es nichts ist, wurde gesagt

und ich erinnere mich an diese Augenbrauen dazu

und dann wollte ich doch nur noch rennen, am liebsten

und dann reichte auch ein klitzekleines Steinchen da unten

und was wiederholt sich immer wieder, warum geht das so

ich werd noch verrückt

jetzt beweg dich doch mal endlich, ist ja nicht auszuhalten

und zum Glück hat mein Fenster nur etwa einen Meter

und dann ist es endlich vorbei

und man hört sie ja nicht, sie sagen ja nichts

sie sind dann ja wirklich wieder weg, aus dem Sinn

und die Fußmatte könnt ich gerade anzünden

weißt du noch, die Tischtennisbälle, und dieser Plopp, dann

und wie langsam es aussah, wie lang das dauerte

aber wie schnell es trotzdem brannte, und wegwerfen

konnt man nicht länger zwischen den Fingern halten

aber die haben ja nicht mal ein Feuerzeug dabei

wieso eigentlich nicht

so leere Joghurtdosen haben Feuerbomben runtergetropft

zum Beispiel, oder Plastiktüten um einen Stock geknistert

und wie wir das gar nicht abwarten konnten

und außerdem: wieso gehen sie so oft allein

das sind so einzelne, von diesen leisen, diese lahmen

aber die Fußmatte kommt jetzt weg, dann putz ich lieber

sieht auch schöner aus, glaube ich

und es wird schon wieder dunkel

und jetzt probiere ich das mal aus, wie es heute ist

und gehe die paar Meter auch mal, auch Bordstein

auch auf der Mauer, die ist ja nicht hoch

da stehen ja die Autos hinter und der leere Blumenbeton

auf den Rändern gehen, und an den Wegmarken entlang

und wofür sind die eigentlich da, wer hat die da hingemacht

und ich geh aber ohne Rucksack, Tornister hab ich ja nicht mehr

wird schon hinkommen, aber ziemlich bescheuert, ne

aber sie reden doch alle von Sich mal auf etwas einlassen

wenn man selbst nicht mehr weiter weiß, also bitte

und was soll ich sagen

den Weg seh ich jetzt nicht besser oder so

da passiert nix weiter, ich erkenn da nix besonderes, langweilig

gut, balancieren hat was, gar nicht so leicht, nicht so einfach

ich zappel mit den Armen rum, denke immer, ich fall gleich runter

die Jacke wackelt auch, ich brauch Platz, wird auch leicht schwindelig

die sind immer so einfach drüber gegangen, so sah es aus

das klappt bei mir gerade nicht so gut

und ich komm auch nicht groß dazu 'was zu sagen

ich muss mich konzentrieren, aber da ist Bewegung drin

ich verstehe es immer noch nicht

eigentlich fühl ich mich jetzt ganz gut und könnte wohl auch mehr

treten oder anzünden braucht ich jetzt nix

hm

ich guck aber jetzt rum, ob mich jemand gesehen haben könnte

oder jetzt noch guckt, das fühlt sich nicht gut an, macht verlegen

die haben aber nicht so rumgeguckt

ich weiß nicht, irgendwie

fühlt es sich aber gar nicht nach lahm an

auch gar nicht sprachlos

mir bleibt gerade nichts anderes übrig

als wieder zurück zu gehen

und wem sollte oder könnte ich denn auch davon erzählen


Samstag, 21. Oktober 2017

Umzug, Einzug, feministisch

watt steht'n da die Einfahrt voll
ich muss da rein
wo's der Fahrer hin
Fahrer, wo bist du


ja wie, Sie sind der Fahrer
fahren Sie datt Dingen
das' doch noch ne Kutsche, 'n Fuhrwerk
datt fällt doch gleich aus'nander


wo woll'n Se denn damit noch hin
watt machen Sie hier eigentlich
die Einfahrt is voll
und ich muss doch da rein


wann sind Se denn fertich
watt machen Sie hier überhaupt
ich hab Sie hier noch nie gesehn
Einzuch, oder watt


Sie gehen rauf in die Fünfte
da ham Bekloppte gewohnt
alles platt gemacht
datt muss da drinnen doch noch stinken


ja na klar is der Preis runter
kapier ich jetz ers, mit Ihnen
und dann wollen Sie datt alles bewerkstelligen
da muss doch alles neu


wo is denn Ihre Mannschaft
wie, haben Se nich
sprechen Se sich doch ma aus
jetz is eh nix mehr zu machen


lassen Se ma gucken
machen Se doch ma die Haube auf
nee, ich mach datt, datt sind Zwingen
da klemmen Se sich nur die Pfoten


ach so, ja, klar, sind Se so auch angekommen
wer hat Ihnen denn dann bei Abfahrt die
ja gucken Se doch nich so
da will man helfen, alles einfach machen


dann machen Se halt selber, ich sag nix mehr
da geht man doch nich von aus
mit so ne Hände
ich wollt nur helfen


Menschenskind, datt hab ich noch nich erlebt
datt können Se gut
so viel Kraft auf einmal
haben Se lange für trainiert, wa


ja gut, dann weiter im Text
das' ja nich so viel Material wie ich dachte
man sacht ja so, ne
datt Frauen immer mehr Plunder haben


haben Se gar nich so viel Plunder
is Ihnen watt abhanden gekommen
oder durften Se nich alles mitnehmen
is datt Ihre ganze Wäsche


wo is denn Ihr Mann
gebrochene Blüten
oder kommt der noch nach
is der noch auf Schicht


ach so, ja, nee, muss ich ja nich wissen
aber fragen kann man ja ma, ne
man will doch nur sicher wissen
wer als nächstes einzieht


haben Se Katze oder Hund
nach Goldfisch sieht mir datt hier nich aus
oder Meerschweinchen oder Schlangen
so dunk'le Frauen haben ja auch oft Spinnen


sind Sie da nich mit Friedhof und Dunkel beschäftigt
wie heißt datt heutzutage
aber so Schmuck am Gesicht tragen Se gar nich
Sie sehen doch ganz normal aus, ne


unsere Nichte, die versteckt datt immer alles
die geht ganz adrett zur Arbeit
aber abends flippt die dann völlich aus
die is immer gegen uns


aber datt beeindruckt mich überhaupt nich
das' nur Provokation von die
da rennt die bei mir gegen Wände mit
datt erledigt sich eh bald von selbs


wenn die nich wissen, watt datt Leben wirklich is, ne
da kommt die noch schon hin
muss se eben selber begreifen
können wir der auch nicht mehr helfen


naja, wie stellen Sie sich datt denn jetz hier weiter vor
watt haben Se sich denn gedacht
Sie müssen sich doch irgendwatt gedacht haben
so watt macht sich doch nich von alleine


ich seh hier niemanden, ich seh nur Sie
und datt kriegen Sie doch so nie im Leben hin
datt können Se sich doch abschminken
datt wollen Sie wohl über't Knie brechen, oder


wie alt sind Sie eigentlich
war doch nur ne Frage
ja, is klar, is nich interessant
jedenfalls muss die Einfahrt wieder frei


hier sind ja auch noch andere Leute
die müssen auch hier rein
da können Sie nich so einfach alles aufhalten
nur fragenden Menschen kann geholfen werden


ja gut, dann lass ich Sie jetz in Ruh
dann sehen Se selber zu, wie datt alles sein soll
wissen Se, da will man aushelfen
und dann wird man angepflaumt


und mal bissken mehr antworten würd Ihnen auch gut stehn
datt kann ja watt geben, do
ne halbe Stunde haben Se
dann muss die Einfahrt frei sein


---

Tach, Her Wagenknecht
sagen Se ma, watt haben Sie uns denn da wieder beschert
die neue Mieterin
die läuft aber leicht neben sich her, wa


wie
wann
wo
datt kann ich mir gar nich vorstellen


dort wohnen doch nur nette Leute
hat die da watt provoziert
ach so
tja


kapier ich nich, hier sterben sonst nur alte Leute
und im Park hatten se die beiden zwischen
datt muss doch aufgefallen sein
ich mein


richtich is datt nich, ne, aber
watt willst'e machen, watt müssen die da auch, ne
so offensichtlich
datt kannst'e nich von jedem abverlangen


und ich frag die vorhin noch
also hat die gar keinen Mann, keine Erfahrung damit
ja dann aber gute Nacht, Marie
aber auch immer mit'm Kopp durch'e Wand, wa


ja gut, dann soll se ma in Ruhe machen
ich hatte ne halbe Stunde angesacht
ich halt' datt mal im Auge
nah ran darf man an die nich


dann wird se ungehalten
eigentlich sollt' se froh sein
datt se hier die Unterstützung kricht
da oben in'e Fünfte


Ja dann Schüss, ne
Schüss, Herr Wagenknecht
nee, wirklich, kein Problem
Ich halt' da die Hand drüber


die wird sich schon noch eingewöhnen
is ja hier Gemeinschaft
ich geb den andern Bescheid
datt wird se schon noch merken


Alles klar
sonst Telefon, ne
ja, geht dann schnell
dann muss se datt halt woanders machen


bis dann, Herr Wagenknecht
ja, danke, man hilft wo man kann
is doch klar
wir haben ja alle ma'n Durchhänger, ne


Schüss
Ja
Schökess
Auf Wiedersehen




Mittwoch, 26. Oktober 2016

das ist frEmde und Fremde

red ma deutsch
ess auF du klon
geb ma ketschupp rübber

musste sich der Kumpel anhören
immer und iMmer wieder
von leuten


welche Wissen
was ein befehl Isst
nicht abEr ein imperatiumtiv

immer und immer wieder
von sechs biS zwölf
und von Sechs bis Zwölf

dann schließlich war er endlich soweit

und sagte zu einen kumpels
auf der eRsten klassenfahrt

ey - red ma deutsch
ess auf du klon
geb ma ketsChupp rübber

dann fanden sie ihn doof

er konnte Ja nicht deutschsprechen
und deutsch konnte er ja auch nich

auch nicht sein
auch nicht geWesen sein

geht Ja gar nich

da war er dann allein

so oFft
immer und immer wieder

und Summen kam dazu
wurrde möglik
war dann drin

ergab Sich von selbst
das war keiner Frage mehr
wundeRte sich stumm und Stil

und weil er so viel allein war
sprach er nicHt mehr so viel
und wen doch


dann sprach er nur mit sich selbst
zu sich selBst

so oft

denn die familie
sprAch bisher nur fremde
und Fremde bis hierhin

auch Sie

die FammIlie
war schon länger

vor ihm
endlich
soweit geMacht worden

und er war ja der Jüngste
aber eben nichT mehr der jüngste

der kleine kärl

schon kurze zeit später

konNte er
auch nicht mehr

reden
nicht mal mehr reden
nicht mal meHr mit sich selbst

zu sich seLbst
er war so weit

dass er sich selbst nicht mehr

verstehen
konnte
so stAnd er dann


oft allein an der straße
und laUschte
dorthin wollte er dann doch noch gehen


weil er sich an
der regeLn hielt
und hofFfte

und eines tages

noch viel später
fuhr ein junGe mit seinem Geländerat

durch die straße und Hochstarrt 
und weiter einer omma in den rÜcken
und ließ sie fallen

nahm ihre handtaschen

und fuhr mit dem rad
wieder Weg

eine nachtbar

hatte nUr
den zwölfjährigen gesehen

querbeet
kam zu spät
erschien zu speet

nach dem zwölfjährigen wOllte der nachbar
in der gebottenen geschWindigkeit
scheinbar gar nicht sehen

und wEil der fremde zu dieser Zeite 

an dieser Straße stund und strasste
und lauschte

nicht aber sprechen konnte
war er schuld
und Schuld

da schickten die leute ohne imperativ

die Fremde 
wieder nach hause

und die omma kam ins kranken haus


zuhause konnte der frÄmde
aber auch nicht mehr sprechen

weil er eben

so lange nicht
meer
zu haUse gewesen war

da hatte er garkein zuhause mehr

stellte Er fest
musste er feststellen

somit stellte er sich wieder an die straße
und lauscHte
lief von da an immer wieder


in die Strasse
und lauschte
und eineS tages


noch viel später
fuhr ein junge mIt seinem GeländeRat
durch die straße

und weiter mit Hochstarrt einer oma
in Den rücken
und ließ sie fallen

nahm ihre handtaschen

und fuHr mit dem Rad
wieder weg

eines nachtsbar hatte nur des fremden gEsehen
den deutschen bis da hin
und den deutschen dort

schlug den deUtschen Fremden sofort 

gerÄcht ins gesicht und trug die oma
in eins krankSenhaus

und weil der Deutsche fremden ja nicht

sprechen konnTe
kam der deutsche fremden

ins gefängnis
der Fremde sowieso
dA konnte der deutsche Fremde


nicht mal mehr
an der straße stEhen
und lauschen

das ist fremde
und Fremde

immer und immer Wieder

In diesem anderen Land



Sonntag, 18. September 2016

andere Welt

Ich hab für Dich Orangen und Zitronen und Feigen und Oliven
und wenn nicht, dann geb ich Dir das, was ich hab
wenn Du meine Gründe betrittst
so lange ich übrig bin
setz Dich
entspann Dich
ein Boden kann ein Tisch sein
ein Boden kann der größte und weiteste und tiefste Tisch sein
an welchem alle Platz finden können
auch die anderen
und wenn wir selbst nicht rauchen
dann rauchst Du bitte, wenn Du so bist
wir besorgen Dir die Zigaretten
wir gehen für Dich dorthin, wo sie zu finden sind
wir belehren Dich nicht
und wir essen
und trinken
in der ganzen Welt
und machen uns nichts vor
und was sie uns genommen haben
holen wir Dir zurück
und sei es ein letzter Gedanke
und wir hören Deine Geschichten
und erzählen unsere, wenn Du magst
auf dass der Wind alle Sprachen für uns übertragen kann
und wenn wir nicht so sind
entgegen aller Urteile
dann haben wir versagt
genau wie Du
in einer anderen Welt



Donnerstag, 15. September 2016

Wetterrasse

Freiheit, Süße
bist noch nicht geborn
warst vielleicht mal kurz ein Trend in buntem Hemd
was wir uns zusammenreimen
wie sie munkeln
immer und immer wieder
von Bürgerkrieg schon wieder
wie wir nicht gelassen sind
wie wir reden
was wir sagen
wovon wir sprechen
wie wir mit dem Hammer zeigen
jedes noch so dünne Span
Blutfettwerte
zuckerkrank
energiegeladen
wie wir Feuer machen
hetzen, hassen, richtig sein
gleiches Recht für alle
Bürger Rinnenkrieg
Bürgeres
bürgeresk
die Sprache verkommt, wie sie sagen
wirklich ?
sie passt sich an, oder ?
und verbrennt, schmurgelt, lodert
sengt, zerfrisst
kann ich nicht hören
es hat sich ausgeduldet
Kaffeedurst bis Lippenkäse
Geifer zu Klärschlamm
die totale Lösung
spucken, rotzen, Benzin für Gas ins Feuer pumpen
schemische Reaktion
das kann uns niemand übel nehmen
drei Schinesen mit dem Kontra; Bass
Ich bring dich um, du Sau
Ich will dich nicht mehr sehn
Du dreckiges Schwein
Aufräumen und Saubermachen
Fegefeuer
nicht reinigend
säubernd
Ich werd dir zeigen was die Lehre ist
Du wirst jetzt lernen, was ich will
da hab ich keine Angst vor
Es ist nicht die Angst, die die Wut zum kochen bringt
es ist meins; und nicht deins
Und Schlagstock, Pistole und Gewehr
da lach ich doch drüber, viel zu umständlich
Ich hätt so gern nen Flammenwerfer
das wär ein Heidenspaß
überleg dir das mal, was man damit alles anfangen könnte
mit deiner blöden Fratze
pass auf, bald hab ich dich am Kragen
Frollein, Freundchen, asoziales Blag
Wehe, wenn ich dich noch einmal seh


Freiheit, Süße
bist noch nicht geborn




Donnerstag, 16. Juni 2016


Schlüsselkind
...
Essen im Kühler
dritte Box von unten
und iß auch mal den Rosenkohl
ist nur eine kleine Portion
und extra Deine Lieblingssauce drüber
gut umrühren und vermischen
vorsichtig aufwärmen auf Stufe zwei
und zugucken, nicht abhauen
die große Kelle liegt noch in der Spüle
und setz Dich an den Tisch, wirklich
sonst machst Du mal die Flecken aus der Wäsche raus
und Hausaufgaben vor Spielen, bitte
und trink auch mal Sprudel, mindestens zwei Glas
bin um sieben wieder da
hab Dich lieb
---
Die Wohnungstür wird nicht geknallt
sie scheppert nicht ins Schloss
Die Schritte sind viel lauter
sie fallen auf
Die Jacke knistert
egal welcher Stoff
aufhängen ist kein Unterschied
Die Schuhe lass ich an
sonst ist es kalt
Wenn Du nicht da bist sind die Fenster zu
und die Heizung ist runter
und trotzdem ist es drückend
Aber die Hände muss ich nicht vorher waschen
das kannst Du ja nicht sehen
In der Küche riecht es nach dem Spülmittel
da mag ich nicht mehr Wasser trinken
Der Geruch macht sich nicht von selbst
es aufgewärmt ist anders
Ich konnte nicht schlafen
als es spät nochschon kochte
und die Bettwäsche war stärker
so konnte ich schlummern
und morgens warst Du weg
und ich musste in die Schule
---
wenn Du wieder da bist
hab ich Dich lieb




Samstag, 19. März 2016

Ich möcht mal was wünschen
Ich wünsch mal ne Spieluhr
mit nur ganz kleinen Glöckchen
und auch nur wenige
so ein wenig einzeln, nicht so viele nebenher
für so Augenblicke
und so Momente
wo die Augen mal sicher sind
und die Momente auch
wenn sie geschlossen sind
und die Töne laut und leise gleichzeitig
wann mal nichts mehr aufschauen brauch
und wann auch mal ein Zug nicht ersetzen muss
durch die Scheibe, an Flickern und Flackern
zwei Lider mal nur ein Lied
es muss nicht immer Singen sein, die ganze Reise
viel leichter doch, klingt die Spieluhr
außerhalb jeder Zeit
innerhalb eines Bäuchleins
wo das Herzklopfen schlummern kann
wo das Schnuppern hinter zwei Lidern malt
von rot bis bunt
mit schönen Blitzen drin
so Blitze wie Kirschenplatzer, oder Pfirsichspritzer
oder so saftig an zwei Halmen von Gras
von Wiese und Wiesengras, also auch höher, trotz dünner
sich auf den Wind legen, mit der Brise sein
wann Wind mal nicht mehr schreien muss oder toben
oder an Jacken zuppeln
oder an Haaren rauschen
oder an Hemdchen flattern
an den Ärmeln nicht mehr
nicht mehr rufen, nicht mehr lauten
so ausruhen
und nicht Mittagsschlaf um punkt zwei
nicht zwischen zwei Sesseln, so hingedreht
wieder ganz klein sein
und doch so groß, an Farbe und Klang
also nicht in bös und auch nicht in schlecht
nur so in gut, und Gut und gerne
beschützt von Oma und Opa, in dieser Zeit
wenn sie erlauben
und Eltern als Kind verstehn
wie Omma auch sagte
wenn du mindestens zwei Mal an andere gedacht hast
kannst du ruhig ein Mal an dich denken
das ist nicht fies, wenn's ja mindestens zweimal vorher war
aber da muss man nicht mit rechnen
das macht man vom Gefühl
und was sich alles so ergibt und zeigt und aufmacht
und zu finden ist und auch gefunden werden kann
so müssen in gut, so anderweit, so hingesehn
so miterlebt, so mitgefühlt, so aufgelöst
wie die Muskeltiere, oder der Bogenschutz
und die Schlickefänger
sich gar nich mehr wehren könn
und wie der Koile gesagt hat, in diesem Augenblick
lach jetz jah nich über den Behinderten
sonst hau ich dir eine
und ich kam doch gar nich auf die Idee
wegen Omma und Oppa schon nich, vorher, viel früher schon
aber der Koile musste das so sagen, weil er der Stärkste war
und Muskeltiere eben gar nix mit Muskeln und Tieren zu tun haben
also nur für die Sinne sind, dafür notfalls streiten
damit der Behinderte auch mal endlich ausflippen könnte
und sein Vorname und sein Nachnahme wieder vorne wäre
und zwar dann für immer
und nich nur so'n Titel
wie in der Hitparade, für nur paar Minuten
und dann käm schon was Nächstes
und wieder Vergessen und Vorlaufen und Vorspulen
und wie der Oppa gesagt hat
ich hab den erschossen, weil er besoffen war
und die Losung nicht wusste, nichts mehr gesagt hat
nur noch die Pullen klirrten und alles dunkel und düster
und der Befehl ein ganz anderer war
nur nicht sein Freund, wie der Trinker vor dem Draht am Tor
und wie die Spieluhr wohl dann geklungen hätt
wenn sie hätt dazwischenfunken können
auch dann im Flug, so gar nicht viel später, in echt nicht
als Almuth die Baustelle runtersprang, als Beweis
und die Rohre da unten ihr Bäuchlein verreckten
und wie die Adoption verlaufen wär
wenn der Marius ne Spieluhr abbekommen hätt
so eine ganz ohne viel Getöse und Geschnarre
wenn sie so einfach mal geschenkt worden wär
so fein und gut und zart und fliederlich
zum Schnuppern und zum Schmunzeln
zu ganz und gar eigener Zeit
was hätt ich mir nur weiter denken können
wenn ich früher vorher schon längst mal endlich
nach mehr als mindestens zweimal in anders
einmal was gewünscht hätt
nur eine einzig schöne Melodie
mehr als zwei Mal aufgezogen
für mehr als zwei Tage
nur mal eben so gewünscht
ganz einfach, mit geschlossenen Augen
in solchen Momenten
voller Mut und Schild und Schwert
und ganz ohne Rüstung von Handwerk
in diesen Sinnen, unsichtbar in echt
abgefeuert vor zwei Lidern
zuckersüß von rot bis bunt
gewünscht von mir für dich
wie die Spieluhr immer gesagt hat
immer voraus
als ich sie nur fühlen konnt